Stars and Stripes – ein neuer Stadtraum für Willisau
Wettbewerb 1. Preis
Wettbewerb: 2011, 1. Preis
Vorprojekt: 2012
Realisierung: 2013
Fläche: 5’200 m²
Baukosten: 4.0 Mio.
Bauherr: Stadt Willisau
Architekt: UNIT Architekten, Hergiswil
Ingenieur: PlanQuadrat, Willisau
Ein Gestaltungskonzept sollte auf den Ort eingehen, in ihm begründet sein. Doch wie gelangt man zu einem solchen Konzept? Und noch grundsätzlicher, was macht Willisau denn aus? Wir übrigen Eidgenossen kennen diesen schönen Ort aus zwei Gründen, dem schweizweit bekannten Jazz-Festival und dem Ringli-Guäzli, an welchem wir uns schon als Kinder die Zähne ausgebissen haben. Beides bietet einiges an Inspiration! Das dachten jedenfalls wir Planer im 2011 als wir uns am Wettbewerb Gassensanierung Willisau beteiligten. Und das dachte scheinbar dann auch die Jury, welche das Projekt «Stars and Stripes» mit dem ersten Preis auszeichnete.
Jazz kommt aus Amerika und so wundert es nicht, dass die einprägsame Flagge der USA auch schon die Organisatoren des Festivals für Ihre Plakate inspiriert hat. Und sie gibt, wie wir meinen, auch für die Gestaltung eines Aussenraumes einiges her. Streifen, aufgespannt von Fassade zu Fassade, legen einen grosszügigen Teppich im neuen Freiluftwohnzimmer Willisau’s. Der Gehsteig fällt weg und plötzlich gehört die ganze Fläche vor allem auch den Bewohnern und Besuchern von Willisau, nicht nur den bisher sehr dominanten Autos. Und dank Tempo 20 zirkulieren die Fussgänger nun auch ungehindert im städtischen Raum. Der Ort kann praktisch frei bespielt werden, von Cafés und vielen anderen Nutzungen. Der Strassenraum wird zum urbanen Lebensraum – eine Art langgezogener Platz. Innerhalb diesem sind verschiedene Orte unterschiedlich gewichtet. Die Flächen um die alten Brunnen, vor dem Rathaus und der Kirche sind speziell ausgezeichnete Orte. Oberflächen und Material reagieren hier auf den Kontext. Naturstein erscheint in der Form von Pflästerung, Farbton und Textur ändern. Das Selbe geschieht vor den Restaurants: einige Wirte offerieren Ihren Kunden ein leicht erhöhtes Podest, ein durchaus erhabener Ort im neuen Aussenraum des historischen Städtli.
Flaneure und Shopper werden von «Kundenstoppern» in die Geschäfte gerufen. Diese Tafeln zonieren auch den Raum vor den Geschäften und markieren diesen gegenüber den Autofahrern auf subtile Weise. Diese räumlichen Zuweisungen sind oft unscharf und bewusst für eine Begegnungszone ausgelegt. Sie verlangen vom Autofahrer grosse Aufmerksamkeit und verlangsamen durch die gebotene Vorsicht sein Handeln.
Das Willisauer-Ringli gibt es nun nicht mehr nur in den Bäckereien zu kaufen, es hat seinen Weg nach draussen gefunden. In der Form von Trögen bietet es Wurzelraum für etwas Grün, ist Bollwerk gegen Autos und Sitzgelegenheit für müde Wanderer.
Und die Stars? Damit sind neben den Prominenten vor allem die Sterne am Willisauer Himmel gemeint. Diese erhalten nun Verstärkung von Leuchten, welche an Drahtseilen über dem Stadtraum schweben. Am frühen Abend erhellen sie uns alle, später in der Nacht nur brennt nur noch die mittlere Reihe.
Es gäbe noch viel zu schreiben zu den neuen Sternen und Streifen in Willisau, aber vielleicht gehen sie einfach selber mal schauen …